Nicht etwa, wie häufig angenommen, die allgemeine wirtschaftliche Lage ist nach dieser Studie verantwortlich für Unternehmenspleiten, sondern es sind fast immer Managementfehler, die Krisen verursachen. In der Regel bewirkt ein ganzes Bündel hausgemachter Ursachen Unternehmenszusammenbrüche. Fehlendes Controlling liegt mit 79 % bei den Ursachen an erster Stelle.
- fehlendes Controlling 79 %
2.Finanzierungslücken 76 %
3.unzureichendes Debitorenmanagement 64 %
4.autoritäre, rigide Führung 57 %
(Quelle: Presseerklärung des ZIS, Zentrum für Insolvenz und Sanierung an der Universität Mannheim e.V. und von Euler Hermes vom 27.09.2006)
Ein anderer Befund der Untersuchung ist ebenso eindeutig: 72 % der Insolvenzanträge werden zu spät gestellt. Nach Meinung von 96 % der in der Studie befragten Insolvenzanwälte hätte eine frühere Antragsstellung die Chance der Unternehmen auf Sanierung und Gesundung signifikant erhöht.
Neben der Angst vor Bloßstellung in der Branche oder im Bekanntenkreis ist es vor allem eine Unternehmenspolitik aus dem Bauch („irgendwie wird es schon wieder aufwärts gehen“) Ursache für dieses Fehlverhalten.
Ein funktionierendes Controllingsystem hätte dem Unternehmer die Augen geöffnet. Es zeigt anhand von Kennzahlen dem Unternehmer eine drohende Insolvenz frühzeitig auf. Er kann rechtzeitig gegensteuern, d.h. sein gefährdetes Unternehmen retten, indem er rechtzeitig den Insolvenzantrag stellt. Häufig lässt sich durch frühzeitiges Handeln die drohende Pleite aber auch ohne Antragsstellung durch geeignete Maßnamen gänzlich vermeiden. Aber um festzulegen, welche Maßnamen im Einzelfall sinnvoll sind, benötigt der Unternehmer wiederum rationale betriebswirtschaftliche Informationen, wie sie nur ein im Unternehmen installiertes Controllingsystem liefern kann.
Ein funktionierendes Controllingsystem ist also in doppelter Hinsicht ein „Muss“ für Unternehmen, denn irgendwann kommt jedes Unternehmen in schwieriges Fahrwasser. Und dann kommt es darauf an, ob der Unternehmer die richtigen Maßnahmen zur Steuerung aus der Gefahrenzone schnell und richtig trifft.
Ein funktionierendes Controllingsystem ist ohne die Beschäftigung eines Controllers nicht denkbar. Da sich ein eigener Controller erst aber für Unternehmen ab ca. 100 Mitarbeiter rechnet, ist jungen Unternehmern dringend zu dem Einsatz eines externen Spezialisten zu raten. Dieser baut aus der bestehenden Finanzbuchhaltung ein geeignetes Kontroll- und Steuerungssystem auf und ist dem Unternehmer in regelmäßigen Treffen ein mitdenkender Sparringspartner. Er sorgt dafür, dass Gefahren rechtzeitig erkannt und so Krisen erst gar nicht entstehen.
InnovatoBeratung Bernd F. Meis, Interims Controller seit 2018 bei Ergocast Guss GmbH, Insolvenz in Selbstverwaltung
Mai 2019; Quelle: Haufe: Controlling